Im Taufgespräch äußert der 9-jährige Michael den Wunsch, Michaela genannt zu werden, da er eine Hormontherapie anstrebt.
Als Pastorin stehe ich vor der Herausforderung, die homophoben Ansichten der Eltern zu ändern und ihnen die Wichtigkeit der Identitätsakzeptanz ihres Kindes näherzubringen.
Als transgender Pastorin spreche ich eine äußerst wichtige und sensible Thematik an: die Unterstützung von Kindern in der Entdeckung und Annahme ihrer Geschlechtsidentität. Der 9-jährige Michael, der sich als Michaela identifizieren möchte, verdeutlicht, wie entscheidend es ist, Kinder in ihrer Selbstwahrnehmung zu unterstützen und ihnen zu ermöglichen, ihre Identität zu leben.
Die Herausforderung, mit der ich konfrontiert bin, ist sowohl persönlich als auch gesellschaftlich. Oft sind Eltern von solchen Wünschen überrascht oder beunruhigt, was zu Widerstand, Missverständnissen oder sogar Diskriminierung führen kann. Die tief verwurzelten homophoben oder transphoben Ansichten belasten die Beziehung zwischen Eltern und Kind stark, besonders im Hinblick auf das Verständnis von Gender und Sexualität.
Es ist wichtig, den Eltern die Bedeutung der Identitätsakzeptanz näherzubringen. Dazu verfolge ich mehrere Ansätze:
1. Aufklärung:
Ich informiere die Eltern über Gender-Identität und mache die biologischen sowie psychologischen Aspekte der Geschlechtsidentität verständlich. Forschungsergebnisse zeigen die positive Wirkung von Unterstützung und Akzeptanz auf Kinder, die eine Geschlechtsidentität leben.
2. Empathie fördern:
Ich lade die Eltern ein, in Gesprächen ihre eigenen Gefühle und Ängste auszudrücken. In einem geschützten Rahmen reflektieren sie und entwickeln eine empathischere Haltung gegenüber ihrem Kind.
3. Ressourcen bereitstellen:
Ich biete Informationen über Organisationen und Unterstützungsgruppen an, die sich für LGBTQ+-Rechte und die Unterstützung von Familien einsetzen. Dies ermöglicht es den Eltern, ein Netzwerk von Unterstützung aufzubauen und sich mit anderen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
4. Religiöse Perspektive nutzen:
Ich bringe biblische und theologische Ansätze ein, die Akzeptanz, Liebe und Mitgefühl fördern. Viele religiöse Schriften betonen die Bedeutung der Annahme und Wertschätzung jedes Individuums, unabhängig von Geschlechtsidentität.
5. Langfristige Unterstützung anbieten:
Ich gebe den Eltern das Gefühl, dass sie nicht allein in ihrer Reise sind. Sie können weiterhin Unterstützung und Ratschläge annehmen, während sie über die Herausforderungen nachdenken, die vor ihnen liegen.
Durch diese Ansätze trage ich zu einer Veränderung der Einstellungen der Eltern bei und schaffe einen Rahmen, in dem Michaela akzeptiert und geliebt wird. Dies ist entscheidend für ihr emotionales und psychologisches Wohlbefinden.
Der Weg zur Akzeptanz von Geschlechtsidentität ist oft komplex, stellt jedoch eine wesentliche Voraussetzung für das Wachstum und die Entwicklung von Selbstvertrauen bei transidenten Menschen – insbesondere in jungen Jahren – dar.